Erst denken, dann reden!

1. November 2021

Wir alle kennen sicher Menschen, bei denen wir der festen Überzeugung sind, dass sie das Reden an erste Stelle setzen – noch vor dem Denken. Zumindest gibt es viele Menschen, die nicht besonders gut oder reflektiert nachdenken, bevor sie dieses oder jenes sagen. Bei den allermeisten Dingen ist das im Alltag auch gar kein Problem. Kein Mensch muss seine Worte über das Wetter oder das gestrige Fußballspiel auf die „goldene Waage“ legen.

Ok… beim Fußball vielleicht doch :-)))

Aber es gibt Themen, bei denen man durchaus einmal nachdenken darf, denn unter Umständen können unsere Worte unser Gegenüber verletzen. Denn egal was wir sagen: Es kann einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Vor allem im Berufsleben gibt es viele Situationen wo nicht immer die richtigen Worte gefunden werden. Und während die einen einfach lostrampeln und dabei vergessen, wie viel sie damit zerstören können, trauen die anderen sich gar nichts mehr zu sagen.

Gerade als Vorgesetzte:r sollte man rhetorisch gut versiert sein und wissen, was Worte anrichten können. Ich habe ein paar Anregungen für Euch, die sicher in jeder Situation des Lebens sinnbringend angewendet werden können.

Nichts Sinnvolles zu sagen? Dann sag lieber gar nichts!

Es ist besser nur dann etwas zu sagen, wenn man die Absicht hat, mit seinen Worten etwas wirklich Positives zu bewirken. Denk mal nach: Es zwingt uns doch niemand zu sprechen. Wir können uns immer wieder bewusst dazu entscheiden, ob wir überhaupt etwas sagen wollen.

Menschen, die weniger sprechen, werden übrigens häufiger wahrgenommen, wenn sie es dann tun. Ihren Worten misst man mehr Gewicht bei.

Das heißt nicht, dass man als Chef*in nicht auch mal Klartext sprechen darf oder sogar sollte. Und trotzdem kommt es auch in solchen Momenten immer darauf an, wie man das Gesagte transportiert.

„Ich“ statt „Du“

Es gibt Situationen, in denen wir massiv von unseren Gefühlen kontrolliert werden. Ist das der Fall, neigen wir zu unachtsamem Sprechen. In unserem Inneren herrscht ein reines Chaos aus Stress und manchmal auch Angst. In solchen Situationen gelingt es uns nicht, eine klare Sicht zu behalten. Oft werden wird dann gemein, kommunizieren unachtsam und beschuldigen andere.

Grade im Job kann es zu so aufreibenden Situationen gerne einmal kommen.

In solchen Momenten kann es helfen, über sich selbst zu sprechen. Beginne Sätze dann einfach mit „Ich“ statt „Du“. Wenn du Dinge sagst wie „Du bist..“ oder „Dein Verhalten..“ transportierst du eine Menge Schuld an dein Gegenüber und dieser macht im schlimmsten Falle komplett dicht und ein konstruktives Gespräch ist nicht mehr möglich.

Wenn du dir um etwas Sorgen machst, kannst du statt „Du gehst mit XY sehr unvorsichtig um“, besser mal “Ich mache mir Sorgen um…” sagen. Du wirst verwundert sein, auf welcher konstruktiven Ebene manch ein Gespräch wider Erwarten verlaufen kann.

Das geniale an unserem Gehirn… Wenn wir unsere Emotionen in Worte fassen, hat es gleich 2 Vorteile. Wir lassen unseren Gesprächspartner wissen, was in uns vorgeht und.. noch viel genialer, durch ein bewusstes in „Worte fassen“, deeskalieren wir unsere eigenen Emotionen. Wichtiger auch hier das WIE und nicht das WAS.

„Ein bisschen Spaß muss sein“ – aber auch im Job?

Ja, Spaß im Berufsleben ist wichtig, keine Frage! Immerhin verbringen wir einen Großteil unseres Lebens auf der Arbeit.

Aber Worte bleiben Worte. Was man selbst witzig findet und mit einem Augenzwinkern kommentiert, könnte beim Gegenüber verletzend wirken. Auch Sätze im Nachhinein, wie “War doch nur Spaß!” oder “Stell dich nicht so an, ist doch nicht so gemeint.” können gesagte Worte nicht zurücknehmen. Daher ist es hilfreich, sein Gegenüber einschätzen zu können. Mag dieser Mensch meine Art von Humor oder eher nicht? Nicht jeder lockere Spruch lockert die Situation auf. Im Gegenteil.

Übrigens hinterlassen die Worte, die wir wählen, nicht immer nur bei unserem Gegenüber einen Eindruck. Sie können auch unser eigenes Gehirn verändern. In die eine oder aber auch in die andere Richtung. Je länger wir uns zum Beispiel auf positive Wörter konzentrieren, umso besser geht es uns. Positive Worte beeinflussen unser Gehirn und ändern die Sicht, wie wir uns oder andere wahrnehmen.

Wenn wir allerdings negative Wörter wählen, schränken wir unser Denken und unsere Möglichkeiten extrem ein. Wörter, die negativ besetzt sind, halten unser Gehirn davon ab, bestimmte Botenstoffe zu produzieren. Ganz automatisch fühlen wir uns gereizter, ängstlich und sind unter Umständen auch nicht mehr in der Lage klar und logisch zu denken.

Voraussetzung hierfür ist eine Auseinandersetzung mit unseren Haltungen. Was denke ich über das Leben, über die Menschen, über mich? Woher kommt meine Art die Dinge so auszusprechen wie ich es tue? Denke ich vorher nicht nach oder denke ich vielleicht eher negativ?

Ein Tipp von mir: Bewusster reden! Klingt gar nicht so einfach? Ist es anfangs sicher auch nicht. Aber man kann sich – wie in allem – einfach üben. Und mit der Zeit wird man merken, dass es einem direkt ins Blut übergegangen ist. Wichtige Gespräche immer vorbereiten.

Sonst laufen wir Gefahr aus der Emotion heraus zu agieren. Das kann auch mal schön sein, aber in kritischen Situationen sicher eher nicht.

Worte können zu Waffen werden. Das wissen wir alle. Aber wir können uns entscheiden, es anders zu machen.