Emotionale Erpressung im Job   

25. Oktober 2021

Tag für Tag müssen Mitarbeiter*innen unter Vorgesetzten arbeiten, die andere mit ihren bloßen Reaktionen beherrschen. Sie machen ihnen schlichtweg das Leben schwer, wenn sie nicht tun, was sie von einem verlangen.
Sie übersehen und missachten regelmäßig die Bedürfnisse und Gefühle ihrer Mitarbeiter*innen, ignorieren sie oder werten sie ab. Wenn etwas so läuft, wie sie sich das vorstellen, überschütten sie einen mit Lob. Ändert sich die Lage, entziehen sie Anerkennung. 

Wovon ich hier spreche, ist eine Steuerung durch Emotionen. Eine Art, die viele Chef*innen immer noch zum Einsatz bringen. Das Traurige: Es funktioniert. Denn Fakt ist: Die meisten Menschen mögen Harmonie und ein einvernehmliches Miteinander. Und genau das ist die Eintrittskarte für emotionale Erpresser. Sie wissen ganz genau, dass wir dem Druck nicht standhalten, die Stimmung die sie verbreiten, nicht aushalten. 

Voller Pflicht- und Schuldgefühle lassen wir uns, der Karriere und oft auch des lieben Friedens willen, auf die Forderungen unserer Vorgesetzten ein. Die Erpresser*innen,, die unsere Seele unter dem Tarnmantel von Sympathie und Zuneigung unter Druck setzen, sind erfinderisch in den Varianten ihrer Methoden. Sie spüren ganz genau, welches emotionale Druckmittel bei Person A und bei Person B am besten greift. 

Die Angst vor einem Jobverlust oder eine unangenehmen Auseinandersetzung steuert dann oft ganz automatisch unsere Reaktion. Wer auf die Forderungen eingeht wird mit Lob belohnt. Das fühlt sich gut an und gibt einem die vermeintliche Sicherheit wieder zurück. Es herrscht Frieden – wenn auch nur zum Schein. Denn meist dauert es bis zur nächsten Forderung oder zum nächsten Anliegen nicht sehr lange. Dann geht das Spiel von neuem los. 

Gefährlich  ist, dass das Spiel der emotionalen Erpressungen vor allem im Jobbereich oft lange Zeit gar nicht auffällt. Menschen, die darin sehr gut sind, können nämlich unwahrscheinlich freundlich, charmant und verständnisvoll sein. Sie fallen gar nicht als emotionale Erpresser*innen auf. Im Gegenteil: Sie sind rhetorisch so gut, dass sie nur mit Worten bekommen, was sie wollen.  

Doch was machen wir jetzt mit dieser Erkenntnis? Wie hilft sie uns auch in unserem Job weiter? 

Ich gebe dir nun ein paar Fragen mit an die Hand, die du für dich ganz alleine einmal beantworten kannst. Auf diesem Wege kommst du dem Feld „emotionale Erpressung“ schon ein ganzes Stück näher und merkst, ob du selbst Opfer bist.  

  1. Gibt es in deinem Umfeld Menschen, vor deren Emotionen du große Angst oder Respekt hast? 
  1. Hast du oft Schwierigkeiten selbstbewusst deine eigene Meinung zu vertreten? 
  1. Tust du gerne alles, um eine schlechte Stimmung wieder grade zu rücken? 

Wenn du dir diese Fragen einmal aufrichtig selbst beantwortet, wirst du verstehen, wie oft du dich vielleicht oft  selbst verrätst. Vielleicht führt diese Art der Selbstreflexion aber auch zu der Erkenntnis, dass du selbst zu den emotionalen Erpressern gehörst und das du deine eigene Enttäuschung und deinen Ärger nicht im Griff hast, sobald etwas nicht nach deiner Nase läuft. In Folge strafst du dein Gegenüber so lange ab, bis er das tut, was du von ihm möchtest.  

Ist das so? Dann sei ehrlich zu dir selbst! Vielleicht magst du in einem kostenfreien Erstgespräch auch einfach einmal mit mir darüber sprechen.! 

Hier noch ein Literaturtipp von mir: Susan Forward: Emotionale Erpressung- Wenn andere mit Gefühlen drohen. Goldmann Verlag ISBN 978-3-442-15089-2 

Alles Gute für Dich, 

Ulrike