Abschied…

9. September 2021

Das Thema „Abschied“ hat sich am Montag Nico gewünscht. Mein Exmann. Nachdem ich um Themenwünsche auf Instagram gebeten habe.

Was für ein Thema. Aber einfache Themen sind noch nie seine Sache gewesen:-) Und als einstiges Ehepaar haben wir eben auch schon einen Abschied hinter uns.

Was fällt mir spontan zu diesem Begriff ein?

Trauer, Tod, Ende, Trennung, Angst, Loslassen, Weggehen, Aufgeben, Erinnerungen, Hinauszögern, Aufschieben, Umarmungen, Tränen, Schwarzes Loch, Erleichterung, Ende, Anfang. Einfach eine Vielfalt von Emotionen.

Als mein Vater starb, war ich 15 Jahre alt. Sein Tod war für mich die Erlösung nach schwerer Krankheit. Endlich litt er nicht mehr. Endlich war der Kampf um Hoffnung und Enttäuschung vorbei. Der Abschied war liebevoll. Wir waren alle dabei. Und doch war sein Tod, rückblickend betrachtet, erst der Anfang vom Abschied. Denn Abschied ist meistens nicht ein einzelner Moment. Sondern sehr viel öfter ein Prozess.

Wir alle haben Abschiede schon erlebt. Ganz fröhliche nach einer Party oder bodentiefe Momente nach dem Verlust eines Menschen. Dazwischen alle Schattierungen, die es so gibt.

Abschied von Arbeitsgeber*innen, Kolleg*Innen, Nachbarn, Wohnungen, Autos, Häusern und so vielem mehr.

Für manche ist es ein bewusster Aufbruch in etwas Neues, für andere ein abruptes Ende von etwas Vertrautem.

Herrmann Hesse hat einmal geschrieben, “ jedem Anfang wohnt ein Zauber inne…“ Möglichweise liegt dieser auch in Abschieden.

Elisabeth Kübler-Ross erklärt den Abschied durch Tod wundervoll mit der Entpuppung der Raupe, die zu einem leuchtenden Schmetterling wird. Dieses Bild hat mir damals wegweisend geholfen. Mein wunderbarer und schlauer Klassenlehrer hat mir damals das Buch “Über den Tod und das Leben danach” von ihr geschenkt.

Am Ende gibt es einfach keine allgemeingültigen Regeln und Ratschläge zum Thema Abschied. Was jedoch sicher wichtig ist, ist sich über den eigenen bisherigen Umgang mit dem Thema zu beschäftigen.

Wie erlebe ich Abschiede?

Welche fallen mir leicht, welche schwer und warum?

Welche Gefühle lösen Abschiede bei mir aus?

Was ist jeweils nach dem Abschied passiert?

Welche Verknüpfungen hat mein Gehirn zu diesem Thema angelegt?

Welche Glaubenssätze spielen hier eine Rolle?

Wie gestalte ich Abschiede? Nebenbei, flüchtig, um nicht zu viel zu fühlen? Ganz dramatisch und emotional? Lange in Erinnerungen schwelgend?

Möglicherweise kommst Du dahinter, dass Du notwendige Abschiede hinauszögerst, aus Angst vor Veränderung? Aus Angst vor einem tiefen Schmerz eines vorherigen Abschieds, den Du nicht erneut fühlen möchtest?

Menschen, die grundsätzlich eher Lust haben auf Veränderungen, sind auch in der Regel schneller bereit sich von Dingen und Menschen zu verabschieden. Sie hängen nicht so sehr an dem Vertrauten, wie andere. Und auch hier helfen selbstkritische Fragen:

Laufe ich weg? Habe ich ausführlich in mich reingefühlt, bevor ich mich mit wehenden Fahnen verabschiedet habe?

Welche Auswirkungen hat dieser neue Abschied?

Die Musikwelt beschäftigt sich immer schon mit dem Thema. Meist sehr emotional. Welches Stück kennst Du zum Thema Abschied, was Dich so richtig anspricht?

Alles Liebe aus Kaarst,
Ulrike