Erwartungen – total normal oder der natürliche Feind von Glück und Zufriedenheit?

2. Mai 2022

Immer wieder begegnen Sie mir- Erwartungen. Meine eigene an andere Menschen. Egal ob in Privatleben oder im Job. Und natürlich auch die Erwartungen anderer an mich. Auch egal, ob privat oder im Job.

Manchmal erscheint mir das Leben als ein einziges Erwartungsmanagement.

Und je nach Persönlichkeit tun wir mehr oder weniger dafür, diese zu erfüllen bzw. sind enttäuscht, wenn unserer Erwartungen nicht erfüllt werden. Ich unterteile das Thema in 2 Kategorien, die jeweils gesondert ihren Platz verdient haben.

Fangen wir an mit dem meiner Meinung nach schwierigeren Thema: Unsere Erwartungen an andere Menschen. Lange, sehr lange Zeit war ich überzeugt, dass Erwartungen zum Leben dazugehören. Mein Credo war immer, dass meine Erwartungen an anderen Menschen ein Kriterium sind, wie nah mir diese Menschen stehen. Oder eben auch nicht. Menschen, die mir völlig egal sind, von denen erwartete ich in der Regel nichts bis nur sehr wenig. Menschen, die mir nahestehen, da kam schon was zusammen. Ich höre so viel zu dem Thema in den Coaching-Sitzungen, dass ich hier einmal ein paar aufzähle:

Wertschätzung, Zuneigung, Dankbarkeit, Liebe, Rücksicht, guten Kontakt, Respekt, Anerkennung, Unterstützung, Loyalität, Inspiration, Zuverlässigkeit. Die Liste ist lang. Wird das nicht bedient, sind wir enttäuscht.

Und hier die Liste einiger Erwartungen, die wir Menschen im beruflichen Umfeld haben:

Leistung, Motivation, Respekt, Wertschätzung, Geld, Anerkennung, Termintreue, Unterstützung, Spaß, Sicherheit, Teamgeist, gute Führung, Einbindung in wichtige Entscheidungen, Kommunikation auf Augenhöhe… Auch hier lässt sich die Liste unendlich fortsetzen.

Vor einigen Jahren hörte den Satz, dass ich, wenn ich etwas erwarte, automatisch in eine Warte-Position gehe — und das Ergebnis dann nicht von mir abhängt, sondern von meinem Gegenüber. Keine gute Voraussetzung, um sich eigenverantwortlich und selbst bestimmt um das Glück und die innere Zufriedenheit in seinem Leben zu kümmern.

Wir merken es natürlich erst, wenn die Erwartungen nicht erfüllt werden. Werden Sie erfüllt, dann erleben wir uns in einem guten Gefühl. Sind zufriedengestellt. Aber was, wenn nicht? Dann sind wir enttäuscht, wütend, resignieren, sind demotiviert, streiten, klagen an, verurteilen, ziehen Konsequenzen…

Und alle diese Gefühle entstehen, weil ich mich abhängig mache von der Handlung meines Gegenübers, weil ich (er-) warte, was sie oder er tun soll. Was ist aber, wenn ich es schaffe, mich bewusst von meinen eigenen Erwartungen zu lösen? Vermutlich werdet ihr euch ziemlich frei fühlen. Und alles, was kommt, als Geschenk erleben- Nicht selbstverständlich, sondern zusätzlich, weil ihr für alle Eure eigenen Bedürfnisse selbst gesorgt habt.

Und wie soll das denn gehen?

Zunächst dürfen wir schauen, ob wir uns selbst all das geben, was wir vom andern erwarten. Lob, Komplimente, Akzeptanz, Zuverlässigkeit, Liebe, Wertschätzung, Engagement…In der Regel liegt hier schon das Problem. Oft sind wir nicht besonders milde und liebevoll mit uns. Und erhoffen dann all das vom Anderen. Das heißt, der erste Schritt in eine erwartungsfreie Richtung ist die kritische Selbstanalyse.

Was erwarte ich von wem und gebe ich mir all das auch selbst?

Und dann einfach anfangen. Aufmerksam mitbekommen, wenn mein Erwartungs-Autopilot wieder einfach ungefragt losfährt, stoppen und umkehren. Und dann das Bedürfnis hinter der Erwartung wahrnehmen und— nach Möglichkeiten suchen, sich genau das selbst zu geben.

Probiert es mal aus und schreibt mir gerne, wie es Euch damit geht. Nächste Woche schauen wir uns das Thema an, wenn Hinz und Kunz Erwartungen an uns haben, ob und wie wir uns daraus lösen dürfen.

Da ich das Thema so wichtig finde, gibt es ein Insta-Live dazu am 16.5.2022 um 19.30 Uhr mit meiner lieben Kollegin Anke Fehring aus Köln.

Eure Ulrike