Aktuell geht es auf meinem Blog um das Riemann-Thomann-Modell und die in ihm dargestellten vier verschiedenen Grundbestrebungen, die ein jeder Mensch in unterschiedlichen Ausprägungen innehat. Jeweils zwei dieser Grundbestrebungen stehen einander gegenüber und irgendwo auf dieser Skala finden wir unseren Platz. Dieser kann sich im Laufe eines Lebens aber natürlich auch verändern und ist nicht in Stein gemeißelt.
Eine Achse beschreibt die Pole Nähe- und Distanz, also wie gerne und intensiv wir die Nähe zu anderen Menschen schätzen und suchen, oder eben auch nicht. Wie wichtig uns die Distanz ist und wie sehr wir sie brauchen, um uns autonom und gut zu fühlen. Diese beiden Grundbestrebungen haben wir in den vergangenen Wochen thematisiert. Wer hier Lust hat noch einmal reinzulesen, der darf sich dazu gerne auch in den anderen Blogbeiträgen umsehen.
In dieser Woche gehen wir an die andere Achse: Sie beschreibt die Pole Dauer und Wechsel. Wie sehr schätzen wir Routine und Wiederholungen in unserem Leben oder aber wie sehr brauchen wir Abwechslung und Veränderung.
Noch mal: Wir haben alle diese vier Grundbestrebungen inne – allerdings wie oben bereits erwähnt, in unterschiedlichen Ausprägungen.
Im diesem Blogbeitrag geht es um den „Dauer“-Menschen. Was macht ihn eigentlich aus, das heißt, was sind seine Eigenschaften? Vielleicht erkennt ihr euch in ihm wieder.
Der Dauer-Mensch legt gesteigerten Wert auf klare Strukturen in seinem Leben, auf Routinen und immer wiederkehrende Muster. Besonders bekannte Abläufe und die Komfortzone sind wichtige Grundpfeiler, in denen er sich wohlfühlt. Dauer-Menschen sind zuverlässig, pünktlich, geplant und beständig. Im Kontakt mit anderen Individuen legen sie ebenfalls gesteigerten Wert auf diese Attribute.
Der Wunsch nach Dauerhaftigkeit zeigt sich bei Menschen mit dieser Ausprägung in einem zuverlässigen, strukturierten und geregelten Auftreten. Menschen mit einer Orientierung nach Dauer sind sich selbst und anderen in höchstem Maße treu, können gut organisieren und gehen in der Regel immer systematisch vor. Sie sind also in gewissem Maße auch „durchschaubar“. In der Nähe von Dauer-Menschen fühlt man sich in der Regel sehr wohl. Man kann sich auf ihr Wort schlichtweg verlassen.
Herausfordernd wird der Umgang mit den “Dauer-Menschen“ jedoch wenn es um Veränderungswünsche geht. Wenn eine Umstrukturierung in der Abteilung ansteht, wenn eine Eigenbedarfskündigung ins Haus flattert oder aber eine Partnerschaft zerbricht.
Dann braucht der Dauer-Mensch lange, um sich aus der Schockstarre und der Ablehnung dieser neuen, unfreiwilligen Situation herauszuarbeiten.
Das bedeutet, so wertvoll auch die Beständigkeit und das Verlässliche ist, mit der Kehrseite der Medaille gut umzugehen, ist sicher in unserer volatilen Welt oftmals anspruchsvoll. Sowohl für den Dauermenschen selbst, als auch für alle, die mit ihm umgehen.
Zeit ist hier oft ein hilfreicher Faktor und Gespräche über genau diese Problematik helfen dem Dauer-Menschen, seine Ängste und Ablehnung allem Neuen gegenüber auszulösen.
Wichtig für alle die damit umgehen müssen und selbst anders sind ist für mich immer der Gedanke:
“Ein Grashalm wächst nicht schneller wenn man an ihm zieht” So schwer dieser Umstand auch für die ungeduldigen und wechselaffinen Menschen auch ist.
In der nächsten Woche schauen wir uns den Wechsel-Menschen der 2. Achse genauer an und ich erkläre Euch, was ihn ausmacht, was er im Kontakt braucht und welche Herausforderungen er mitunter auch zu meistern hat.
Habt eine schöne Woche!
Eure Ulrike