Das Riemann-Thomann-Modell – der Distanz-Mensch  

21. März 2022

Wie ich im letzten Blogbeitrag schon angeschnitten habe, geht es in den kommenden Wochen um das sogenannte Riemann-Thomann-Modell und die in ihm dargestellten vier verschiedenen Grundbestrebungen, die ein jeder Mensch in unterschiedlichen Ausprägungen innehat. Jeweils zwei dieser Grundbestrebungen stehen einander gegenüber und irgendwo auf dieser Skala finden wir unseren Platz. Dieser kann sich im Laufe eines Lebens aber natürlich auch verändern und ist nicht in Stein gemeißelt.

Eine Achse beschreibt die Pole Nähe- und Distanz, also wie gerne und intensiv wir die Nähe zu anderen Menschen schätzen und suchen, oder eben auch nicht. Wie wichtig uns die Distanz ist und wie sehr wir sie brauchen, um uns autonom und gut zu fühlen.

Die andere Achse beschreibt die Pole Dauer und Wechsel. Wie sehr schätzen wir Routine und Wiederholungen in unserem Leben oder aber wie sehr brauchen wir Abwechslung und Veränderung. Wir haben alle diese vier Grundbestrebungen inne – allerdings wie oben bereits erwähnt, in unterschiedlichen Ausprägungen.

In dieser Woche beschreibe ich euch den „Distanz-Menschen“. Was macht ihn eigentlich aus, das heißt, was sind seine Eigenschaften? Vielleicht erkennt ihr euch in ihm wieder.

Der Distanz-Mensch ist der direkte Gegenpol zum in der letzte Woche thematisierten Nähe-Menschen. Er legt seinen Fokus voll und ganz auf die eigene Individualität und auf seine Unabhängigkeit. Menschen mit einem ausgeprägten Hang zur Distanz wollen weder von anderen abhängig sein, noch von ihnen beeinflusst werden. Im Vordergrund eines Menschen mit dieser Orientierung stehen immer die Abgrenzung zu anderen, sowie die Freiheit im Denken und Handeln. Distanz-Menschen haben nicht selten Probleme mit Autoritäten und Vorgesetzten. Denkt man einen Schritt weiter, könnte man also vermuten, dass man unter Umständen sogar besonders viele Distanz-Menschen in Führungsebenen findet. Sie achten weniger auf Gefühle, sondern ihnen geht es vordergründig um sachliche Argumente, rationales Denken und ein logisches Vorgehen. Wie ich ja bereits sagte: Das krasse Gegenteil vom Nähe-Menschen.

Der Distanz-affine Mensch beteiligt sich weder am Flurfunk, noch sammelt er freiwillig für ein Geburtstagsgeschenk seiner KollegInnen. Das bringt ihn oft in die Ecke von teamunfähig oder unsozial. Beides passt sicher so nicht. Er bringt eben andere Qualitäten für den Erfolg in einem Team mit als Geselligkeit und vertrauliches Klima. Er bleibt ruhig und sachlich, wenn alle um ihn herum nervös werden. Er behält den Überblick, wenn sich der Rest in Details verliert und er ist in der Lage auch Durststrecken durchzustehen ohne seine Befindlichkeit darüber permanent in den Teammeetings zum Ausdruck zu bringen. Also, die Zuschreibung nicht teamfähig zu sein, trifft es in keiner Weise. Nur darf man den Begriff etwas differenzierter betrachten als man spontan damit verbinden würde.

Menschen, die distanz-orientiert sind, haben keine Schwierigkeiten mit dem Alleinsein. Sie sind sich selbst genug und lieben ihren Freiraum. Ein Grund, warum sie oft als abweisend und kühl wahrgenommen werden. Aber auch das hat mehr mit seinem Gegenüber zu tun, der diesen distanzierten Menschen aus seiner eigenen Brille betrachtet und in eine Schublade steckt.

In der nächsten Woche schauen wir uns den Dauer-Menschen der 2. Achse genauer an und ich erkläre Euch, was ihn ausmacht, was er im Kontakt braucht und welche Herausforderungen er mitunter auch zu meistern hat.

 

Habt eine schöne Woche!

Eure Ulrike