Die verschiedenen Persönlichkeitstypen: Das Riemann-Thomann Modell 

7. März 2022

Es gibt zahlreiche WissenschaftlerInnen die Modelle zur Klassifizierung verschiedener Persönlichkeiten entworfen haben. Immer mit dem Wunsch im Kopf, sich selbst und natürlich auch sein Gegenüber, besser oder überhaupt verstehen zu können.  

Während es Modelle gibt, die vor allem für den privaten, vielleicht psychotherapeutischen Bereich gedacht sind, halte ich das Modell von Riemann und Thomann als prädestiniert für den Management-Alltag. Es basiert auf der Annahme, dass sich das Verhalten von Menschen auf der Basis von vier Grundausrichtungen einordnen lässt.  

Diese vier Grundausrichtungen lauten Nähe, Distanz, Dauer und Wechsel. Das Modell geht von zwei Achsen aus. Nähe und Distanz bilden die Raumachse, während Dauer und Wechsel die Zeitachse darstellen. Jeder Mensch fühlt sich in einem Quadrat am wohlsten. Das Modell habe ich Euch einmal nachgestellt. Ihr findet es oben als Beitragsbild.  

Für Führungskräfte ist es oft hilfreich seine Mitarbeiter:innen und damit auch das ganze Team in das passende Quadrat “einordnen” zu können, um zu verstehen, was die einzelnen Teammitglieder antreibt, was sie charakterlich ausmacht.  Zu verstehen, dass z.B. ihre mangelnde Veränderungsbereitschaft nicht aus Böswilligkeit entsteht, sondern weil diese Fähigkeit in ihrer Persönlichkeit nicht besonders ausgeprägt ist, sie eher der Dauer zugetan sind. Gewohnte und vertraute Abläufe vermitteln ihnen Sicherheit  Oder dass ein Teammitglied sich so ungern am obligatorischen Montagsplausch beteiligt, wo es um die Frage nach dem Wochenende geht. Zu schnell wird dieser Mensch in die Schublade “ komisch”, “nicht teamfähig” und “unsozial” gepackt. Dabei ist er einfach nur ein Mensch, der von Hause aus distanzierter ist und ihm zu viel Nähe und Privates unangenehm ist. Ich empfehle immer das Modell im 1:1 Gespräch mit den MItarbeiterInnen zu nutzen, hier kann jeder seinen/ ihren Platz im Modell selbst wählen und erklären. So ist ein Austausch über Bedürfnisse und Antreiber oftmals besonders gut möglich. 

Wie bei jedem Modell hat auch dieses Grenzen und Kritikpunkte. Eine Grenze ist dann erreicht, wenn pathologisches Verhalten vorliegt. Wenn Menschen psychisch entgleisen und professionelle Unterstützung brauchen.  

Diesem Modell wird auch ein Schubladen-Denken vorgeworfen. Menschen einzugruppieren, mit zu wenigen Informationen ausgestattet die Menschen in eine Kategorie zu pressen und zu sie dadurch zu stigmatisieren. Hier ist es mir wichtig, zu erwähnen, dass dieses Modell lediglich eine Gesprächsbasis anbietet. Eine Möglichkeit über sich und andere nachzudenken um den jeweiligen Kommunikationsstil anzupassen, um zu verstehen, warum die Kollegin so ganz anders reagiert als ich.  

Darüber hinaus möchte ich noch erwähnen, dass wir uns im Laufe unseres Lebens auch verändern und die Position innerhalb des Modells wechseln. Unsere private Persönlichkeit ist mitunter auch anderes als unsere Business-Persönlichkeit. 

Das ist auch in Ordnung so. Nur klar ist auch, je weiter diese beiden Persönlichkeiten auseinanderliegen, umso anstrengender ist unser Leben.  Ebenso entscheidend bei der Frage nach der gefühlten Anstrengung ist, wie sehr ich meine Persönlichkeit im Job leben kann oder eben nicht. Sitze ich als Teamplayer und Nähe-Mensch in einem Einzelbüro und habe kaum Kontakte zu anderen, ist es für meine mentale Gesundheit nicht ideal. Klingt logisch oder? Das erklärt unteranderem auch, warum einige Menschen Mühe haben im Home Office zu arbeiten, andere dagegen es total schätzen 

In den kommenden Wochen möchte ich jeweils näher auf die verschiedenen Persönlichkeitstypen eingehen. Am nächsten Montag beginnen wir mit dem „Nähe“-Typ. 

Ich freu mich auf das Thema und bin gespannt, in welche Richtung ihr Euch selbst einordnen werdet, wenn ihr erst einmal ein bisschen mehr zu der Thematik erfahren habt.  

Eure Ulrike