Das Gefühl nicht gut genug zu sein, trifft die meisten Menschen immer mal wieder. Oft kommt man im Schulalter das erste Mal damit in Berührung – manchmal aber auch schon viel früher!
Da ist die Schule, auf die man gerne gehen würde, für die man aber „nicht gut genug“ ist. Der Mensch, in den man sich verliebt hat, für den man aber „nicht gut genug“ ist oder der Job, der Qualifikationen erfordert, die man in den Augen der anderer nicht mitbringt. Manchmal sind es auch die Eltern, die einen schon ganz früh mit den Geschwisterkindern vergleichen und damit hin und wieder auch indirekt sagen: „Du bist nicht gut genug!“
Ihr seht: Der Glaubenssatz „Ich bin nicht gut genug“ steckt in vielen Köpfen: Doch was ist gut genug eigentlich? Ich finde, es wird Zeit, dass Thema einmal näher zu betrachten.
„Gut genug“ liegt letztendlich ja immer im Auge des Betrachters. Und wie DU „gut genug“ definierst, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab.
Das eigene Selbstbild wird bei den meisten Menschen elementar dadurch bestimmt, welches Feedback man von den Menschen um sich herum bekommt. Das kann der Chef sein, die Freunde oder aber die Familie. Allen voran vermutlich heutzutage auch die Medien. Es sind also unsere Erfahrungen, die unser Selbstverständnis formen.
Das Fatale: Die Definition von „gut“ überlassen wir nicht selten ausschließlich unserem Außen. Und das führt leider oft ins Unglück. Die Herausforderung liegt darin, für sich selbst herausfinden, was für mich persönlich „gut genug“ ist.
Ich gebe zu, es kann ein bisschen dauern, bis man die Idealbilder und Erwartungen Anderer vergisst oder besser noch, überwindet. Ganz bestimmt hilft dir auch meine Sicht der Dinge nicht sofort weiter. Aber sie kann der Anfang eines wirklich befreienden Prozesses sein, an dessen Ende die Erkenntnis steht, dass der Fehler nicht Du bist, sondern die Art, wie Du dich selbst bewertest! Denn am Ende sind es nicht die anderen, die dich gut finden müssen, sondern nur du selbst.
Und sicherlich ist das der schwierigste Part, weil es jetzt darum geht, Standards zu entwickeln, die dir ganz alleine gefallen.
Nimm Dir ein wenig Zeit und schreibe einmal auf, was Du über dich denkst. Wie Du Dich in den einzelnen Bereichen deines Lebens siehst. Spüre einmal nach, wie es Dir damit geht, mit deiner Bewertung. Wie hart urteilst Du über dich? Wie streng bist du mit dir? Wie sehr vergleichst Du dich mit anderen?
Und dann schreibe Dir selbst einmal einen Brief. Ja genau, Du liest richtig. Und fange ihn freundlich und liebevoll mit einer schönen Anrede an.
Ich würde den Brief an mich beginnen mit “ Meine liebe Uli ….”
Und dann schreibst Du Dir selbst einmal, was Du an Dir magst, was Dich ausmacht und einzigartig sein lässt. Welche liebenswürdigen und lustigen Seiten an dir sind, welche Fähigkeiten sichtbar oder noch unsichtbar in dir schlummern, wie gut deine Freunde auf dich zählen können etc.
Schreibe diesen Brief so, als wärst Du dein bester Freund, deine beste Freundin. Wenn wir die Perspektive wechseln, fällt es uns oft leichter, auf uns zu schauen. Daher ist der Brief an dich selbst vielleicht auch für dich eine gute Übung!
Wie bereits erwähnt: All das ist ein langer Prozess und du wirst nicht heute schon schaffen voll und ganz von dir überzeugt zu sein. Das ist normal. Dinge brauchen Zeit. Immerhin brauchte es ja auch einige Zeit bis du so von dir dachtest, wie du es heute tust („Ich bin nicht gut genug!“)
Bedenke immer eines: Die Worte „nicht gut genug“ und die Message dahinter, ist ein Konstrukt, dass durch verschiedene Aspekte entstanden ist. Aber: Es lässt sich verändern!
Ich glaube, am Ende unseres Lebens werden wir uns alle fragen, ob wir genügend Zufriedenheit gespürt haben oder ob wir die meiste Zeit damit verbracht haben, die uns auferlegten Meilensteine abzuarbeiten, um endlich gut genug zu sein. Für wen auch immer.
Sei gut zu dir. Denn du bist gut genug. Bereits jetzt.
Deine Ulrike!