Jeden Tag müssen wir uns 100 Mal entscheiden. Mindestens. Das fängt bei der Wahl der Klamotten an und hört bei der abendlichen Serie auf. Und zwischendrin gibt es Entscheidungen, die fallen mal leichter und mal schwerer. Wieder andere quälen uns Tage, Wochen, manchmal sogar Jahre lang. Es gibt Menschen, die zögern und manche, die nach kurzen Momenten des Nachdenkens sofort wissen, was sie möchten.
Ich nenne die erste Kategorie gerne den „Stiftung Warentest“-Leser. Er oder sie wägt alles ab. Risiken, Vorteile, Widerstände, Chancen … Und dann gibt es den „Ins kalte Wasser“-Springer, der oder die – so scheint es – keine Angst vor Verlusten hat. Sie entscheiden einfach. Sicher nicht immer fundiert, oft aber bestimmt für sie auch richtig.
Die Frage ist doch: Warum hat man, wenn man zu Kategorie 1 gehört, eigentlich so eine große Angst vor den Konsequenzen seiner Entscheidung? Sind es erlernte Hemmungen oder eine aufgebürdete Schuldkultur? Oft ist es die Erziehung, die Mutter und der Vater, die das bedacht sein, gelehrt haben. Und so grundvernünftig das vielleicht auch zu sein scheint: Es kann uns auch hemmen.
Genauso andersherum: Habe ich nie gelernt, sorgfältig zu sein, mir etwas Zeit zu geben, abzuwägen, sondern eher vermittelt bekommen, dass Tempo der Erfolgsfaktor ist, so kann ich zwar schnell entscheiden, aber oftmals kehre ich wieder um und muss revidieren, da ich wichtige Aspekte nicht bedacht habe.
Klar ist, die eine, vollkommen richtige Entscheidung, die gibt es sowieso nicht! Entscheidungen müssen wir immer und immer wieder treffen – manche sind klein und gehen uns vielleicht leichter von der Hand, andere sind riesig und brauchen Zeit. Fakt ist: Entscheidungen passen oft nur für eine begrenzte Dauer – auch, wenn man sie dann nicht mehr umkehren kann. Dann jedoch ist es wichtig, dass wir milde und auch versöhnlich mit uns selbst umgehen, denn wir dürfen lernen, dass Entscheidungen, die wir heute treffen, nicht unbedingt auch noch in fünf Jahren eine Gültigkeit haben können. Wir machen die Dinge immer so gut, wie es uns grade möglich ist. Mehr geht nicht – und das ist okay so!
Eine neue Entscheidung treffen ist eine tolle Möglichkeit, die wir aktiv in der Hand haben. Mit den Erfahrungen aus der letzten Entscheidung angereichert – eine wunderbare Weiterentwicklung.
Manchmal braucht es Mut, das zu tun. Und immer sollten wir dahinterstehen, was wir entschieden haben. Es hatte seinen Grund. Diesen zu kennen, macht Sinn. Am besten schon vor der Entscheidung. Aber spätestens im Anschluss. Wenn man sehr zufrieden ist und dankbar sein darf für die gute Entscheidung. Oder wenn man merkt, es ist an der Zeit eine neue Entscheidung zu treffen. Spätestens dann ist eine Reflektion nötig. Nicht um uns zu verurteilen für die damals getroffene Entscheidung, sondern um zu verstehen, was uns dazu geführt hat, sie so zu treffen. Um anzuerkennen, dass es zu dem Zeitpunkt die beste Entscheidung war, die ich treffen konnte. Und jetzt neu schauen darf, was jetzt anders ist.
Was meinst du? Wie kannst du dich an dieser Stelle noch weiterentwickeln und wie schätzt Du Deine Entscheidungskompetenz ein? Nur falls Du Lust dazu hast… Ich arbeite genau zu diesem Thema gerade an einem neuen Workshop- Format und werde dich schon in Kürze darüber informieren:-)
Deine Ulrike!