Viele Menschen denken auch heute noch, dass Gefühle ins Privatleben gehören. Oder aber, hierarchie-abhängig ausgelebt werden können. Viel zu oft hören wir noch von cholerischen Vorgesetzten und verstummten Mitarbeitern.
Doch beides ist falsch. Werfen wir einen Blick in unser Gehirn, sehen wir nämlich deutlich, wie unser Limbisches System, welches verantwortlich ist für unsere Gefühle, mitten im Gehirn liegt und über Millionen von Nervenbahnen mit unserer Ratio und unserem Hirnstamm verknüpft ist. Anderenfalls würde man auch seinen Blutdruck nicht in die Höhe schießen spüren, nachdem man sich aufgeregt hat.
Ein Grund mehr also genauer hinzuschauen, wie wir denn idealerweise unsere Emotionen in unseren Business-Alltag integrieren statt ignorieren können. Die gute Nachricht: Emotionale Intelligenz kann trainiert werden. Wenn man denn will und erkannt hat, dass nur so eine wertehaltige Führung von uns selbst und von anderen Menschen möglich ist.
Schauen wir uns also einmal die fünf Säulen der Schlüsselkompetenz “Emotionale Intelligenz” an:
1. Selbstwahrnehmung
Sich selbst gut zu kennen, zu wissen, wie man auf bestimmte Situationen reagiert und dann im Ideal-Fall, auch noch zu verstehen, warum man so fühlt gehört zur 1. Säule von Emotionaler Intelligenz und ist für mich eine Grundfähigkeit um auch andere Menschen führen zu können. Doch wie trainiert man diese Selbstwahrnehmung ?
Hier eine erste kleine Übung für dich: Schreibe mal alle deine Gefühle auf, die du in den letzten Tagen hattest. Gehe dabei ins Detail. Ein Beispiel: Unzufriedenheit. Wo kam sie her? War das Erschöpfung, ein unbefriedigtes Bedürfnis? Ein Konflikt, der sich noch nicht lösen lässt? Was hast Du genau gemacht um dieses Gefühl zu verändern? Hast Du die Ursache erkannt und bearbeitet oder deine Laune an anderen ausgelassen? Dich mit Konsum abgelenkt oder ein Gespräch geführt?
2. Kontrolle und Steuerung
Man kann starke Emotionen haben und ist ihnen dennoch nicht ausgeliefert! Wie oft fühlst Du dich überrannt von deinen Gefühlen – bist Ihnen ausgeliefert bzw. hast das Gefühl du hüpfst wie eine kleine Jolle auf dem unruhigen Meer, anstatt das Schiff souverän ins Ziel zu steuern? Oder bist Du so kontrolliert, dass Du gar nicht spürst, was du fühlst und brauchst? Arbeitest mechanisch alle To do´s ab ohne Rücksicht und Kenntnis deiner eigenen Antreiber und Bedürfnisse?
Die Fähigkeit einen Impuls aufzuschieben, ist die Wurzel verschiedener Leistungen im späteren Leben. Durchhaltevermögen, schwierige Situationen aushalten, mit dem Rauchen aufhören, eine Diät erfolgreich durchziehen….
Die Fähigkeit, seine Gefühle und Bedürfnisse zu kennen und diese situativ sehr bewusst und angemessen zu befriedigen, schafft eine hohe innere Zufriedenheit.
Wie schaffst du es, starke Gefühle wie Wut und Zorn zu kontrollieren und erfolgreich zu steuern?
3. Verbalisieren
Seine Emotionen so ausdrücken zu können, dass Dein Gegenüber sie nachvollziehen kann, ermöglicht oftmals ein gegenseitiges Verständnis. Durch das “in Worte fassen” der eigenen Emotionen schaffe ich gleichzeitig eine Distanz zu ihnen und bin nicht mehr so ausgeliefert. Das ist ein wunderbarer psychologischer Vorgang. Ich beschreibe die Emotionen, die sich im Limbischen Zentrum befinden. Dafür wiederum muss ich auf die Ratio zurückgreifen. Und damit schiebe ich sie aus dem Epizentrum der Gefühle nach vorne in den Sachverstand und kühle sie so automatisch ab.
Daher kommt übrigens auch der Spruch: “Gewitter reinigt die Luft”. Über Dinge zu sprechen ist nicht immer einfach, aber für die geklärte Situation danach lohnt es sich immer anzufangen!
4. Empathie
Gefühle und Bedürfnisse anderer Menschen wahrnehmen und verstehen können ist die Basis und Brücke zu einem guten Miteinander. Mich einen Moment in den Hintergrund stellen und den Anderen aufmerksam wahrnehmen, hilft in den allermeisten Fällen, konstruktiv miteinander zu sein. Mein Gegenüber fühlt sich angenommen und verstanden. Das wiederum eröffnet den Raum für gegenseitiges Verständnis.
Die Voraussetzung hierfür sind eine gute Beobachtungsgabe auf dem Gebiet der nonverbalen Kommunikation, da sich in der Körpersprache Emotionen unverfälscht abbilden. Durch ein vorheriges Hineinversetzen in den Gesprächspartner trainiert man entsprechende Hirnareale.
5. Gut mit den Emotionen Anderer umgehen
Dem Gesprächspartner durch Wiederspiegeln der wahrgenommenen Gefühle zeigen, dass man ihn verstanden hat (aktives Zuhören). Es ist wichtig, wirkliches Interesse am Anderen zu zeigen, in dem man nachfragt, ohne zu bewerten oder zu beschwichtigen. Die Gefühle des Gegenübers muss man ernst nehmen und sie nicht etwa abtun.
Das ist oft ein Schlüssel zur Lösung des Konfliktes, da die meisten Menschen in dem Moment auf den anderen zugehen, wenn Sie sich emotional verstanden und akzeptiert wissen.
Fühlt mal in Euch rein. Seid ihr emotional intelligent oder wärd es gerne in Stückchen mehr? Heute ist ein guter Tag, um daran zu arbeiten. 😊
Eure Ulrike